„Werde, was du bist – in Christus“. Predigt JP Hanstein, Lauf

19. So. n. Trinitatis – 8.10.2020, 10:30 Uhr, Livestream aus St. Jakob

Liebe Gemeinde,

stellt euch vor, ihr wacht auf und wollt euch anziehen. Und da hängt euer neuer Anzug. Exakt für euch zugeschnitten. Die Ärmel passen und die Hosenlänge auch. Ihr schlüpft hinein und alles passt. Der Tag kann beginnen. Was kann einen in einem solchen Anzug schon passieren?

Ich meine natürlich eher nicht unsere Arbeitskleidung, nicht der Blaumann von Engelbert und auch nicht den maßgeschneiderten Anzug von Brioni! Sondern so einen Supermannanzug. Einen Anzug, der aus dem durchschnittlichen Schüler Peter Parker Spiderman macht und der nun alle möglichen Wunder vollbringen kann.

Obwohl wenn ich diesen jungen Mann anschaue, muss ich zugeben, dass ich nicht so wohlproportioniert wäre wie Peter und mich alle in diesem Aufzug eher auslachen könnten. Aber nehmen wir an: es liegt da Kleidung bereit und damit wäre mein Leben wie neu. Ungeahnte Kräfte wüchsen mir zu und ich erlebte ein Abenteuer nach dem anderen. Wie abgetragen und verschlissen ist dagegen, was ich bisher getragen habe.

Was würde sich in meinem Leben verändern?

Du müsstest ja wie die Kinohelden immer noch in die Schule gehen oder den stumpfsinnigen Bullshit-Job im Büro machen. Wahrscheinlich endete alles typisch deutsch wie der Film „Vorstadt-Avengers“ mit Wendy und Elmar statt Superman und Batman … Der Verfasser des Epheserbriefes beschreibt diese neue Kleidung so:

Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht,

ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn!

Das ist fast noch krasser wie bei den Supermännern – und Frauen. Er fordert uns auf, den alten Menschen wie alte Kleidung einfach abzustreifen. Erneuert ἀνανεοῦσθαι euren Geist und Sinn! Wir sollen eine Metamorphose durchmachen wie eine Raupe, die zum Schmetterling wird und ihren Raupenkokon einfach leer zurücklässt.

Und dann kommts:

Zieht den neuen Menschen an,

der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Die ursprüngliche Version unseres Menschseins, wie Gott uns nach seinem Bild geschaffen hat? Doch so eine Art Supermensch nach dem Bilde Gottes?

Ja – aber das Bild Gottes ist schon seit dem Anfang, Gen 1, Bild Gottes. Menschen mit bestimmten Fähigkeiten und Begrenzungen. Von Anfang an konnten wir Menschen ihr Leben frei interpretieren. Wunderschönes entstand, aber auch schreckliches. Ermahnen half nicht, ebenso strafen und vernichten nicht.

Schließlich, so erzählt es das Neue Testament, sandte Gott seinen Sohn Jesus. Er ist der neue Mensch, wie Gott ihn sich vorgestellt hatte.

Ich schwanke da auch manchmal. Ist Jesus auch nur so ein getarnter Superman, versehen mit unglaublichen Kräften? Wunder und Zeichen geschahen. Jesus heilte und bewerkstelligte Unglaubliches. Aber am Ende waren seine Kräfte nicht groß genug. Sein Leib und sein Leben wurde Schritt für Schritt geschunden und zerstört bis zum Tod am Kreuz. Jesus starb diesen elenden Tod, den sich ein Batman oder Superman niemals hätte gefallen lassen. Er wurde an unserer Stelle zur Sünde gemacht, Hass und Zorn, Lüge und Trug – all das wird in seiner Passion übergroß sichtbar.

Doch kein Superman? Doch – weil er durch viele Menschen wieder aufersteht, mächtiger und wirksamer als je zuvor. Der Verfasser von dem Epheserbrief hat kurz vorher beschrieben, wie er sich die Auferstehung Jesu Christi vorstellt. Viele Menschen leben wie er, ziehen sich diesen neuen Menschen an und bilden zusammen den Leib Christi. Die Supermänner suchen immer nur nach ihresgleichen. Manchmal braucht es zur Vervollständigung ihrer Fähigkeiten eben so einen tollen Anzug, aber sie bleiben allein. Oft bitter einsam. Und irgendwie erfolglos. Von Film zu Film werden Schurkentaten spektakulärer und brutaler. Es hat nie ein Ende, es gibt keine Veränderung. Die Welt ist nie gerettet.

Ist es ein Trost, dass die Gemeinde in Ephesus zutiefst zerstritten und gespalten war und sie deshalb so einen Brief erhalten haben? Was würde uns ein Paulus nach Lauf oder die evangelische Kirche in Bayern schreiben?

Und Ist irgendetwas seitdem besser geworden? Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu den üblichen „Moralkeulen“:

1) All diese Aufforderungen sind an uns adressiert, nicht an irgendwelche anderen, über die wir uns aufregen könnten. Wir sollen neu werden, uns erneuern an Leib und Seele.

Uns gibt der Epheserbrief sogar positive Anregungen.

2) Dort heißt es am Ende:

„Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat!“

Nicht in unserer Vollkommenheit besteht die Nachahmung Gottes, sondern darin, dass wir Unvollkommenheit bei uns und anderen eingestehen und vergeben. Vergebt, weil Gott euch vergeben hat. Darin sollen wir Gottes Ebenbild sein. Die Superkraft – ist die Vergebung. Was Gott nur allein durfte, hat er durch Christus uns gegeben. Die stärkste Kraft ist nicht die vom gnadenloasen Superman, sondern von dem, der vergibt. Dazu gehört noch mehr … Lesen wir das vierte Kapitel des Epheserbriefes weiter:

Legt deshalb die Lüge ab, und redet untereinander die Wahrheit; denn wir sind als Glieder miteinander verbunden.

Lasst euch durch den Zorn nicht zur Sünde hinreißen! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.

Gebt dem Teufel keinen Raum!

Der Dieb soll nicht mehr stehlen, sondern arbeiten und sich mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann.

Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt, und dem, der es hört, Nutzen bringt.

Beleidigt nicht den Heiligen Geist Gottes, dessen Siegel ihr tragt für den Tag der Erlösung.

Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung

und alles Böse verbannt aus eurer Mitte!

Ich sehe geradezu durch die Kamera euer Gähnen auf den Sofas und an den Küchentischen. Was für biedere Ermahnungen! Wie oft haben wir solche Sprüche gehört! Auf der Wand gelesen: „Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen!“

Auch wenn wir den neuen Menschen anziehen, d.h. wenn wir getauft sind und Jesus nachfolgen und auch nachahmen, bleiben die großen Probleme der Welt. Krankheiten, wie in unserer Zeit Corona, stellen uns auf eine große Geduldsprobe. Meinungsverschiedenheiten werden hasserfüllt auch in unserer Kirchengemeinde ausgetragen. Lüge und üble Nachrede geht durch alle Teile unserer Kirche.

Und auch wir Gutmenschen werden enttäuscht und müde, wie die Superhelden abgenützt werden vor dem immer gleichen Bösen und Schlechten in der Welt?

Das Böse zu bekämpfen ist einfacher als zu vergeben und es selbst besser zu machen.

Zornig zu sein ist einfacher, als diese wilde Energie wirklich in die Lösung schwelender Konflikte zu stecken. Wir gerade in der Kirchengemeinde sind so harmonisch, dass wir alle Konflikte verdecken und vertuschen und so auch verlängern, bis sie sich von allein lösen, weil alle Parteien verschlissen sind. Lieber kurz und heftig, aber dafür danach durch die Vergebung im Frieden.

Zornig werden wir alle – ist ja auch verständlich, aber als Christen machen wir das Unglück nicht größer, sondern retten was zu retten ist. Möglichst am selben Tag, obwohl ich eher empfehlen würde, über manchem Zorn erst einmal eine Nacht zu schlafen. Aber aus Zorn soll keine Sünde, kein Hass entstehen. Nichts, was wir nicht rückgängig machen könnten.

Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes,

das den, der es braucht, stärkt, und dem, der es hört, Nutzen bringt.

Das erinnert an die Geschichte von Sokrates, der jede Aussage daraufhin überprüfen ließ, ob sie zugegleich wahr, nützlich und gut ist. Sonst hörte er einfach nicht hin. Macht das ebenso!

Unsere Gemeinde soll kein Ort von Menschen sein, die weißgekleidet immer mit einem Lächeln auf den Lippen versuchen, tolle Menschen zu sein! Meidet solche Orte der Heuchelei!

Wendet euch aber dahin, wo ihr mit allen euren Problemen ernstgenommen werdet. Wo es wirkliche Unterstützung gibt, zB in unseren evangelischen Kindergärten. Wo die Probleme von Liebe und Ehe nicht übertuscht werden, sondern auch in verfahrensten Situationen eine wirkliche Lösung und Vergebung und Erneuerung angestrebt wird wie in unseren Beratungsdiensten.

Geht in die Gemeinden, die ihre Konflikte offen austragen, sei es manchmal eben auch über Leserbriefe und Facebook – aber wendet euch nicht ab, sondern verfolgt auch die Lösungen, zB unsere gemeinsame Erklärung zu interreligiösen Arbeit in unserer Stadt.

Und was für Supermänner gibt es in unsrer Gemeinde und noch viel mehr Superfrauen! Die ihre Angehörigen pflegen und Kranke und Alte besuchen, die Kinder betreuen und erziehen, die Hilfsprojekte in aller Welt über Jahrzehnte fördern, die Flüchtlingen eine Heimat geben, die Gott loben und sich freuen in der Musik, die miteinander das Wort Gottes studieren und auslegen in tiefer Dankbarkeit und Ehrfurcht als Pfarrer und Prädikanten!

Helden des Alltags wurden sie in der Corona-Krise genannt!

Und diese Heldinnen des Alltags in unserer Gemeinde ziehe ich allen Supermännern vor, die immer recht haben und alles andere vernichten und am Ende noch unseren Applaus suchen.

Schluss: DER NEUE MENSCH in Luthers Kleiner Katechismus mit immer demselben Gott Israels und dem Vater Jesu  – DER NEUE MENSCH ist wie Gott uns als Bilder Gottes geschaffen hat. So alltäglich!

Das Zweite Hauptstück. Der Glaube. Der Erste Artikel. Von der Schöpfung

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Was ist das?

Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit: für all das ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin.

Glaubst du das?

Und wenn wir gemeinsam antworten –

Das ist gewißlich wahr.

Dann hat das neue Leben längst begonnen und wir sind auf dem guten Weg zum Reich Gottes in Christus unserem Herrn.

Er bewahre unsere Herzen und Sinne in ihm!

AMEN

Hörst Du nicht die Glocken? Eine Reportage über unsere Laufer Glocken

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Eigentlich wollten wir in Lauf in diesem Jahr den 700. Geburtstag Hermann Kesslers feiern, des Gründerstifters unseres Glockengießer-Spitals. Aber der Tag des Offenen Denkmals, der 13. September, wurde bundesweit abgesagt und auch das vorgesehene Fest muss wegen Corona ausfallen. In diesem Artikel gedenken wir der großen Verdienste Hermann Kesslers und stellen das Handwerk in den Mittelpunkt, das ihm und seiner Frau Wohlstand und Ehre brachte.

Glockengießer haben die Welt mitgeprägt und überall akustische Denkmäler geschaffen. Seit 3 Jahrtausenden werden Glocken gegossen. Von China ausgehend, kennen alle Völker höherer Kulturstufen Glocken. Sie sind hörbare Zeichen kultischer Handlungen. Das älteste bis heute erhaltene Glockenspiel stammt aus einem Grab in China. Obwohl in vorchristlichen Zeiten in einer von unserer sehr verschiedenen Kultur entstanden, nahm das Christentum Glocken sehr bald in Gebrauch. Der erste richtige Glockenturm wurde um 500 in Ravenna gebaut. Irisch-schottische Missionare brachten Glocken nach Mitteleuropa. Die Übernahme des keltischen Wortes „Cloch“ in unserem Wort „Glocke“ erinnert daran. Dass die Glocken gegen Ende des 6. Jahrhunderts an Größe gewonnen haben und schon damals mit einem Seil bewegt wurden, geht aus den Schriften des fränkischen Bischofs Gregor von Tours hervor. Ab dem 7. und 8. Jahrhundert entstanden Türme, die ein mehrstimmiges Geläut ermöglichten. Immer mehr verband sich der Glockengebrauch mit der Liturgie. Kaiser Karl der Große erließ in den Kapitularien eingehende Weisungen über Anschaffung und Verwendung von Kirchenglocken. Die älteste 1038 gegossene Glocke Deutschlands hängt in Bad Hersfeld. In den Klöstern verbreitete sich die Kunst des Glockengießens. Die besten historischen Glocken stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert und wurden immer mehr von bürgerlichen Glockengießern gestaltet. Sie erreichten oft besondere klangliche und künstlerische Schönheit. Das Handwerk des Glockengießens wurde vom Vater an den Sohn weitergegeben und sorgfältig gehütet. So entstanden ganze Glockengießer-Dynastien. In Nürnberg gab es mehrere solcher Glockengießer-Familien, eine der bedeutendsten war die unseres Stifters Hermann Kessler, genannt Glockengießer, und seiner Frau Elsbeth. Sie selbst blieben kinderlos und vermachten ihren Reichtum dem Spital der Stadt Lauf. Dort verbrachten sie auch ihren Lebensabend. Ihre Grabstätte ist im vorderen Teil der Ruine St. Leonhard eingebettet und wurde von den Altstadtfreunden gerade neu gestaltet mit Epitaphien der Stifter. Es gab weitere Zweige der Familie, die die Tradition des Glockengießens sehr erfolgreich fortführten.

Neue Epitaphien zu der Grablege des Stifterehepaars in der Spitalruine

In den beiden Weltkriegen brauchte man die Metalle der Glocken für militärische Zwecke. Im ersten Weltkrieg 1917/18 wurden für die Kriegswirtschaft fast 50 % der Glocken eingeschmolzen. Im 2. Weltkrieg folgte die Glockenbeschlagnahme bereits wenige Monate nach Kriegsbeginn, hinzu kam dann die Bombenzerstörung der Kirchen. So gab es nach den Kriegen einen großen Bedarf an Glocken. Bis heute werden sie bei uns nach dem traditionellen Lehmformverfahren mit Bronzeguss hergestellt. Jede Glocke wird individuell berechnet, geformt und gegossen und ist damit ein Unikat. So hat auch jede ihren Ton, ja eine Vielzahl von verschiedenen Teiltönen. Wenn verschiedene Glocken gleichzeitig läuten, ergibt sich ein mehrstimmiges Geläut. Mehr als 30 Glocken unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Größe hängen in Türmen und Dachreitern unserer Stadt Lauf und den dazu gehörigen Ortschaften.

Frühgebetsglocke ca.1500

In der St. Johanniskirche sind glücklicherweise die historischen Glocken erhalten geblieben. Sie mussten weder eingeschmolzen werden noch wurden sie von Bomben zerstört. Allerdings musste die kleinste und älteste Frühgebetsglocke 1942 bei der Kreishandwerkerschaft Hersbruck-Lauf abgegeben werden und kam in ein Zentrallager nach Amberg. Fälschlicherweise wurde sie mit dem Ort Lauf-Schönberg eingetragen und landete bei der Rückgabe deshalb in Schönberg. Dort stand sie ungenützt, bis sie auf Initiative des Schönberger Pfarrers Berthold wieder in die Stadtkirche nach Lauf gebracht wurde. So haben wir in der Johanniskirche ein sehr wertvolles Ensemble von 4 verschiedenen historischen Glocken (Aufzählung nach Alter):

  • Frühgebetsglocke, wahrscheinlich aus der Werkstatt der Familie Glockengießer aus vorreformatorischer Zeit um 1500; 62 cm Durchmesser, 49 cm Höhe, 175 kg, Ton g‘‘. Sie trägt einen gotischen Fries, darunter die Inschrift: ave maria, gracia plena dominus tecum (Gegrüßet seist du, Maria, du bist voller Gnade, der Herr ist mit dir). Sie wurde immer früh um 4 Uhr geläutet, wenn die Bauern in den Stall gehen mussten.
  • Schräg darunter hängt die mittlere Glocke, möglicherweise aus derselben Werkstatt, erstes Viertel 16. Jhdt.; Durchmesser 88 cm, Höhe 74 cm, 550 kg, Ton b‘. Die Glocke hat denselben spätgotischen Fries wie die erste, darunter die Inschrift: quia quem regina celi senare alleluia (Alleluja erschalle ihm (dem Erlöser), den die Himmelskönigin auf ihren Mutterarmen trug). Diese beiden ältesten Glocken ähneln sich sehr und stammen aus derselben Zeit.
  • Die große Glocke von 1597 von Christof (II) Glockengiesser; Durchmesser 1,17 m, 1100 kg, Ton ges‘. Inschrift: christof glockengiesser zu nurmberg goss mich anno 1597, ferner: gottes wort bleibt ewig, glaub dann bist du selig, außerdem: dieser zeit seien die verorden herrn landpfleger anno domini 1597 hans welser, ioachim nuczel, paulus harstorfer, christof tucher, iacob starck, dazu: Verzierung mit Stadtwappen von Nürnberg über dem Stadtwappen von Lauf, an einer Seite der gekreuzigte Christus mit Maria und Johannes, auf der anderen Seite der Heilige Laurentius mit dem Rost.
  • „10-Uhr-Glocke“; Durchmesser 77 cm, Höhe 60 cm, Gewicht 260 kg, Ton es‘‘. Inschrift: 1712 goss mich Iohann Balthasar Heroldt. An der Seite trägt sie ein Wappenschild, im Inneren das Wappen der Reichsstadt Nürnberg, welches umgeben ist von Wappenschilden der amtierenden Landpfleger Wolf Iacob Nützel, Georg Andreas Imhof, Georg Christof Kress, Veit Hieronymus Holzschuher, Iohann Christoph Detzel, unten das Wappenschild des Pflegers von Lauf Iohann Paulus Tucher.

Das 4-stimmige Geläute (ges‘, b‘, es‘‘, g‘‘) hängt in einem 2-stöckigen Holzglockenstuhl an Holzjochen. Alle 4 Glocken wurden 1998 im Schweißwerk Lachenmeyer, Nördlingen, detailliert begutachtet und runderneuert. Dazu wurden sie abgenommen und in der Werkstatt bearbeitet. 2000 kamen die Glocken zurück an ihren Platz. Danach wurde das Schwingungsverhalten des Turmes und das Resonanzverhalten der Glocken untersucht, 2012 hat man eine baudynamische Kontrolle am Glockenturm vorgenommen und ausgewertet. Dabei hat man Ungleichmäßigkeiten festgestellt. Anschließend wurden die Glocken nochmals bearbeitet und die Empfehlungen des Gutachtens umgesetzt. Inzwischen können alle Glocken wieder geläutet werden und schwingen ausgewogen im Turm.

Oben: neueste 10-Uhr-Glocke von 1712 aus der Werktstatt Balthasar Heroldt
Unten: mittlere 11-Uhr-Glocke vom Anfang 16.Jhd.

Für die Glocken gibt es eine vom Kirchenvorstand beschlossene Läute-Ordnung, die der Mesner umsetzt. Das Glockengeläut begleitet den Gottesdienst, der eine halbe Stunde vorher eingeläutet wird, eine Glocke läutet während des Vater-Unsers, bei besonderen Segenshandlungen wie der Einsegnung der Konfirmanden oder beim Segen bei Trauungen gibt es volles Geläut. Auch am Samstagnachmittag um 14 Uhr wird nach altem Brauch der Sonntag auf diese Weise eingeläutet. Bei einer Aussegnungsfeier wird die kleinste Glocke geläutet und begleitet die Urne zum Salvatorfriedhof. Manchmal ruft die Glocke zu Gebeten bei besonderen Anlässen, z. B. zum Friedensgebet – auch zur zeitgleichen Fürbitte in Krisenzeiten wie der unseren mit Corona. Glocken dürfen aber nicht zu politischen Zwecken missbraucht werden.

Über all die Jahrhunderte hatten Glocken sowohl eine profane als auch eine geistliche Funktion. Sie geben räumliche und zeitliche Orientierung. Immer wieder wird berichtet, dass Menschen durch den Glockenklang nach Hause fanden, wenn sie sich verirrt haben. Man konnte also Entfernungen und Richtungen einschätzen. Die Glocken verkünden durch Schläge die vollen Stunden ebenso wie Viertelstunden. Als es noch keine Armbanduhren gab, richteten sich alle Menschen nach dem Schlag der Glocken. Die Frühglocke rief zum Aufstehen und Versorgung der Tiere, um die Mittagszeit wurde das Essen angekündigt, die Abendglocke rief das Ende des Arbeitstages aus. Verbunden waren diese Geläute oft mit bestimmten Gebeten. In den Klöstern finden die Tagzeiten- oder Stundengebete statt: das Morgenlob um 6 Uhr, Mittagsgebet um 12 Uhr, Vesper um 19 Uhr und Complet um 21 Uhr.

Im christlichen Verständnis ist das Bewusstsein lebendig, dass der Tag und das Leben überhaupt vom Gebet begleitet wird. Glocken rufen auf zum Lob Gottes und verbinden damit Himmel und Erde.

Text: Susanne Koch-Schächtele

Bilder der Glocken: Matthias Bisping

Konfirmationen 2020. Was ganz besonderes.

Konfirmation im Sommer. Das gab es wohl noch nie in Lauf. Doch besondere Zeiten fordern besondere Konfirmationen. Und so konfirmieren die Laufer Konfirmanden 2020 eben erst einige Monate später als sonst üblich — beginnend mit einem Teil vom Sprengel II.

Ob das cool war, so eine extra lange Konfizeit? Nein und ja, sagen die Konfis. Schon irgendwie besonders. Auf der anderen Seite ist für einige leider dann auch die Freizeit ausgefallen und einige Treffen. Das war schade und insgesamt war für viele Familien die Zeit mit Homeschooling und Co. nicht leicht. Und doch können die Konfis auf eine schöne Zeit zurück schauen: sie haben viel Spaß gehabt, viel mitgenommen und sind im Glauben gewachsen.

Gottes Segen richtet sich nicht nach der Jahreszeit.

Konfirmation Johanniskirche

Die Konfirmationen und die Feiern werden in jedem Fall auch jetzt im Sommer sehr schön und festlich: in der Johanniskirche, der Christuskirche und bei gutem Wetter sogar auch in einem Obstgarten in Günthersbühl. Natürlich mit Abstandsregeln und teils mit Maske, in kleineren Gruppen und das Abendmahl mit sogenannten “Einzelkelchen” in Schnapsglasgröße – aber so eine Konfirmation bleibt in Erinnerung! Und die Hauptsache bleibt: das JA zu Gott und Gottes JA zu uns.

So wünschen wir den Konfirmanden und ihren Familien alles Gute für den Sommer und eine schöne Konfirmation!


Die Konfirmationstermine 2020:

  • Samstag, 18.07., 10 Uhr in der Johanniskirche: Sprengel II (Jolina B., Maxime L., Kilian P., Maximilian W., Philipp F.)
  • Samstag, 01.08., 10 Uhr in der Johanniskirche: Sprengel II (Johannes A., Lucie H., Linda H., Louis M., Nikolai S., Kevin S.)
  • Sonntag, 02.08., 9.30 Uhr im Obstgarten Günthersbühl bzw. bei schlechtem Wetter Johanniskirche: Sprengel II Günthersbühl (Leonie R., Nina R., Marcel S., Dustin S.)
  • Samstag 08.08., 10 Uhr im Garten St.Jakob bzw. bei schlechtem Wetter Johanniskirche: Sprengel II (Helene H., Lars H., Annika M., Hendrik P., Timon W.)
  • Samstag 12.09., 10 Uhr bzw. 14.30 Uhr in der Johanniskirche: Sprengel III
  • Sonntag 13.09, 9 Uhr in der Christuskirche: Sprengel IV
  • Sonntag 13.09 in der Johanniskirche: Sprengel I

Wichtelgottesdienst im Garten am 12.Juli, 16.00 Uhr

Die Sonne scheint, jede Familie sitzt auf ihrer Decke, die Vögel zwitschern und wir singen: “Einfach spitze, dass du da bist!” So sieht Wichtelgottesdienst mit Abstandsregeln aus. Kein Problem.

Miriam tanzt vor Glück: das Volk Israel ist vor den Ägyptern geflohen und endlich frei! Auch wir haben wieder viel mehr Freiheiten und werden einen ordentlichen Jubeltanz veranstalten. Und damit die Freiheit auch richtig gut funktioniert, schenkt Gott Mose schon kurze Zeit darauf Regeln und Gebote zum Zusammenleben.

Und so haben auch wir Regeln, um unsere Freiheiten zu bewahren: die Decken liegen mit Abstand auseinander und jede Familie muss dafür sorgen, dass auch die Kinder die Decken während dem Gottesdienst auf den Decken bleiben.

Wir helfen natürlich auch kräftig dazu, indem es den ganzen Gottesdienst mit Liedern und Basteln spannend bleibt.

Herzliche Einladung!

Wann? Am Sonntag, den 12.Juli um 16 Uhr
Wo? im Garten von St.Jakob (bitte über den normalen Haupteingang reinkommen)
Wirklich? bei schlechtem Wetter muss der Gottesdienst leider ausfallen – aber so weit kommt es erst gar nicht =)

(Bei zu großem Andrang machen wir den Gottesdienst um 16.40 Uhr einfach nochmal und bis dahin haben Ihre Kinder eine Spielplatzzeit gewonnen.)

„Friedhöfe – Oasen für Pflanzen und Tiere“

St.Salvator als Hauptdarsteller im Film 😊

Endlich ist der Film fertig, der letztes Jahr im August auf dem Salvatorfriedhof gedreht wurde, wobei unser Salvatorfriedhof einer von drei vorgestellten Friedhöfen ist. Er erschien auf dem Youtube-Kanal ANL der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) im Fachbereich Ressourcenschutz und Umweltplanung:

Es haben mitgewirkt unser Umweltbeauftragter Dr. Heinrich Schächtele, sowie einige Konfirmanden des Sprengels II und eine Pfarrerstochter, die anonym bleiben will…

Er ist wirklich wunderschön geworden und wir freuen uns, dass nicht nur Verstorbene ihre Heimat gefunden haben, sondern viele Pflanzen und Tiere sich auch wohl fühlen! Text JP Hanstein, Bild Screenshot Youtube

Pfingsten 2020, Predigt zu Apg. 2, Pfarrer JP Hanstein, Johanniskirche Lauf

Liebe Gemeinde

Was für ein Triumph, der in der Pfingstgeschichte beschrieben wird! Aus verängstigten, vereinzelten und frustrierten Jüngern wird eine mutige Minderheit, die sich etwas traut. Die Jünger treten öffentlich auf und predigen. Durch diese Erzählung werden wir zu Zeugen der ersten Gemeinde.

37 Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?

38 Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. 39 Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.

41 Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.

Wenn ich das so höre und heute unsere Situation ansehe, da kann ich das kaum glauben. Was für ein Spannungsbogen zwischen der Hingabe des Christus, seiner Passion und seinem Sterben am Kreuz und nun diese triumphierende Ausgießung des Heiligen Geistes. Ich verstehe die Sehnsucht nach der großen Erweckung, nach dem Geist, der die Menschen eint und bewegt. Die Sehnsucht nach dem Reich Gottes, einer Geisttaufe, die die Menschen ihr Leben ändern lässt und ein neues Leben beginnen lässt. Gottes Reich kommt. Gott zeigt als der eine auch in dem Menschen Jesus Christus und offenbart dies durch den Heiligen Geist. Eine Bewegung in der Welt, die sich als stärker erweisen wird als das römische Imperium, aber auch als die christlichen Gottesstaaten. Gott überrascht mit seinem heiligen Geist. Menschen werden vom Geist erfasst und es geschehen Zeichen und Wunder! Ecclesia triumphans, triumphierende Kirche?

Nun ja – mein großer Lehrer Michael Welker in Heidelberg hat sein Leben lang über den Heiligen Geist geforscht und geschrieben: der Heilige Geist bewirkt eine freie, schöpferische Selbstzurücknahme*! Das ist das Geheimnis der Kraft des Heiligen Geistes! Die neue Bewegung der Christen wirken so überzeugend, weil sie nicht tönen und kämpfen, sondern zur Umkehr und Taufe aufrufen! Ihre eigenen Interessen, sogar ihr Leben hinten anstellen, um ihren Mitmenschen zu dienen!  Sie fanden Wohlgefallen beim ganzen Volk, heißt es. Und wenn wir genauer in der Kirchengeschichte hinsehen, dann wirkt das neue Christentum mehr wie Sauerteig und nicht wie Dynamit!

Der Geist bewirkt aber Mut und Freiheit zur Selbstzurücknahme. Keine Angst. Keine triumphierende scheinbar ewige Glaubenswahrheiten, sondern geduldiges Vertrauen auf Gottes Geist.

Lernen wir von Heiligen Geist und schauen genau hin, was geschieht.

2,1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. 2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.

Wir sitzen heute auch wieder in einem Haus. Endlich wieder ein Gottesdienst in der Kirche, dem großen Haus Gottes. Wir sitzen vereinzelt oder in Paaren und Familien zusammen. Aber es braust nur die Orgel! Und natürlich die beiden Querflöten. Unser Gesang ist mehr ein Summen hinter den Mund-Nasen-Bedeckungen. Heute haben wir eher keine Angst vor Ansteckung mehr noch wie sonst schweigen wir, hören in uns hinein und unsere Worte und Deutungen bleiben im Hals stecken.

Gestern habe ich mal gedacht: Corona ist Anti-Pfingsten! Die Menschen bleiben möglichst zu Hause, bewegen sich vorsichtig in der Öffentlichkeit. Die Grenzen der Länder sind dicht, der Austausch und das gegenseitige Besuchen wurde angehalten. Nicht der Geist verbreitet weltweit, sondern das COVID19 Virus mit rasender Geschwindigkeit.

Aber wem auch ich diesen Gedanken erzählte, COVID19 sei das Anti-Pfingsten, die sagten: Nein. Alles hat auch ein Gutes. Noch niemals haben Wissenschaftler in der ganzen Welt so gut zusammengearbeitet. Noch niemals waren alle Völker gemeinsam mit einem Problem beschäftigt. Auch wenn die Egoismen und die Schwächen der Nationalstaaten in der Krise sichtbar wurde – es zeigte sich auch eine große Solidarität. Es haben sich viele über das Internet verständigt. Viele habe so viel telefoniert wie seit Jahren nicht mehr. Die Menschen, in der krise sehen wir, auf wen wir uns verlassen können. Hier in Lauf konnten und können wir Gottesdienst per Livestream feiern und ganz viele Menschen haben Verbindung verspürt. Unsere große Gemeinde in einem Gottesdienst mit tausenden von Menschen. Das war uns vorher räumlich und zeitlich nicht möglich. Eine ganz neue Erfahrung des Wirkens des Geistes haben wir gemacht. Trotz allem war das inspirierend! SELBSTZURÜCKNAHME und neue Erfahrungen! Das ist Pfingsten!

Manchmal muss erst so eine Krise kommen wie ein Sturm, wir haben Angst und dann plötzlich sind fallen die Mauern, die Häusergrenzen und Menschen erzählen und reden und beten miteinander! Mitten in der CORONA ZEIT Da hat Pfingsten stattgefunden – ganz neu!

3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.

Eine Zeitlang ging das gut. Wir haben langsam gelernt, mit dem Virus zu leben und merkten, dass vieles auch anders geht. Entschleunigt wurden wir, nachdenklich. Nach innen gerichtet.

Und der Heilige Geist hat gewirkt. Wenn ich mich an den Anfang des Livestream erinnere, da war ich inspiriert und mutig. Bevollmächtigt. Menschen aus ganz Deutschland haben unsere Gottesdienste verfolgt und uns dankbar geschrieben. Wie wir da zusammenstanden. Alles gut.

Bis zu der nächsten Krise in unserer Kirchengemeinde.

Die Muslime in Lauf sagten: wir wollen auch öffentlich zum Gebet gegen Corona aufrufen. Zeitgleich zu den Glocken der Johanniskirche. Dreieinhalb Minuten. Länger nicht. Die Stadt Lauf hat diesen Antrag jederzeit widerruflich genehmigt. Mit nur 70 Dezibel. Das ist so laut wie ein Staubsauger …

Und dann ging es los. Muslime, die zur gleichen Zeit zum Gebet aufrufen! Eine Aktion mit der Evangelischen Kirche? Unsere Kirchengemeinde hat das durch mich auch offiziell dementieren müssen. Wie zu erwarten war – Briefe wurden geschrieben. Pfarrer streiten sich. Ich erhalte zum ersten Mal anonyme Briefe. Aber auch die Briefe mit Namen schmerzen mit ihrer Wut und ihrem Unverständnis. Es bilden sich Gruppierungen dafür und dagegen. Die einen sehen den endgültigen Untergang des christlichen Abendlandes nahen, die anderen verstehen die Welt nicht mehr, warum türkische Nachbarn plötzlich so feindlich angegangen werden. Jahrzehntelang stattfindende Dialoge, Friedensgebete werden plötzlich in Frage gestellt. Bzw. Es stellt sich heraus, dass viele gar nicht darum wussten … Jetzt geht es nicht mehr um einen Konflikt zwischen Christen und Muslimen. Das steht uns gar nicht zu. Das ist eine Angelegenheit der Kommune. Eine Krise tief in unserer Kirchengemeinde, die durch Äußerungen in einem klassischen Medium, nämlich der Zeitung, eher angeheizt worden sind und nun unversöhnlich gegeneinander stehen.

Der Kirchenvorstand befindet sich noch einem Prozess der Klärung. Am Samstag, den 20.6. auf einem Kirchenvorstandstag Lauf werden wir aus vielen Einzelmeinungen eine gemeinsame Erklärung zusammenfassen und anschließend veröffentlichen. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass alle Hauptamtlichen die Erklärung unterschrieben können. In der Zwischenzeit bitte ich als Vorsitzender des Kirchenvorstands um Geduld und um Ihr Gebet!

PFINGSTEN? Ich fühle mich als erster Pfarrer an die Geschichte vom Turmbau zu Babel erinnert. Wie soll da Gemeindebau möglich sein? So unterschiedliche Ansichten, so unterschiedliche Sprachebenen? Hat der Geist Gottes uns alle verwirrt wie damals und ist das nun das Gericht über eine selbstgefällige Kirchengemeinde, die sich in ihrem Erfolg und in ihrer sozialen Wirksamkeit sonnt wie Lauf?

Wir Evangelischen sind so stolz auf unterschiedlichen Gottesdienstprofile in unseren Kirchen. Aber könnte das nicht ein Laufer Evangelischer gewesen sein in dem alten jüdischen Witz von dem Schiffbrüchigen auf der einsamen Insel?

Ein einzelner Schiffbrüchiger wird auf einer einsamen Insel nach vielen Jahren entdeckt. Erstaunt entdecken die Seeleute zwei schön ausgestattete Synagagoen auf der Insel, die der Schiffbrüchige Jude gebaut hat. Sie fragen ihn, warum zwei Synagogen, war hier noch ein anderer? 

Antwort: Nein es gibt nur mich – aber: in die eine gehe ich nicht!

Wenn die Corona-Krise etwas Gutes hatte, dann hat vielleicht hat diese Krise der Sprachverwirrung auch etwas Gutes und wir erkennen das Wirken des heiligen Geistes. Wie er Verwirrung stiftet. Als Geist der Unterscheidung. „Da scheiden sich die Geister“. Nämlich dort, wo wir uns nicht selbstzurücknehmen, sondern triumphal und hochmütig an einem Gebilde „wahres Christentum“ bauen. Ohne Gott und die anderen zu fragen.

5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6 Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 7 Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? 8 Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? 9 Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, 10 Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, 11 Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.

Was für eine Vielfalt in Jerusalem. Gott hat dort schon längst vor Christus gewirkt! Friedlich. Glaubenssuchende – „Gottesfürchtige“ genannt – aus aller Welt wohnen dort. Das Judentum hatte Jahrhunderte vorher schon eine globale Wirkung. Es gab vor dem Christentum einen universalen Zweig des Judentums, den allerdings die christliche Ausprägung des Judentums vollkommen aufgenommen hat. Der Boden war bereitet. Zur Zeit Jesu wohnten in Ägypten und Kleinasien zusammen mehr Juden als in Judäa selbst. Die Übersetzung der hebräischen Bibel für die griechischsprachigen Juden begann schon 250 Jahre vor Christus! Der Geist hat schon lange vorher begonnen zu übersetzen. Er bewirkt, dass Juden und Heiden, Gottesfürchtige und Römer, sogar die Araber den Geist Gottes in ihrer Sprache hören. Sie müssen nicht Latein, Griechisch oder gar Hebräisch lernen, auch kein Englisch. Der Geist übersetzt in ihre Sprache, in ihr Leben. Luther hat keine neue Bibel erfunden, sondern nur übersetzt. Wie tausend geniale Übersetzer in andere Sprachen. Deutsch ist tatsächlich nur eine davon … Als die Missionare Europas aufbrachen, fanden sie oft schon tausend Jahre alte Christentümer vor, wie in Äthiopien und in Armenien. Und der Islam ist auch ein alter Abzweig aus Judentum und Christeztum und Muslime verdienen wenigstens als Gottesfürchtig unseren Respekt.

Integration als Aufeinanderzugehen und Selbstzurücknahme und nicht Forderung.

Was für ein buntes Gemisch aus allen Völkern weit über das römische Reich hinaus! Einzelne Gerufene fanden sich zu einer neuen Gemeinschaft in Jerusalem, teilten alles, was sie hatten und kehrten schließlich in ihre Heimat in aller Welt zurück und das Wort und der Geist ging mit ihnen.

Halten wir fest:

Es ging nicht mit staatlicher Gewalt! Als das Christentum selbst Imperium, also Nachfolger des römischen Weltreiches wurde, unterdrückte es andere für Jahrhunderte und der Geist war verdunkelt.

Ich sage:

wo von einer „christlich-jüdischen Leitkultur Deutschlands“(!) gesprochen wird, da müssen wir schon ob der des obszönen Bindestrichs aufschreien.

Wenn eine angeblich ursprüngliche „Kultur und Religion“ von Völkern „unvermischt“ bleiben soll, da ist der Tod im Topf!

Wenn  ein wie auch immer geartetes „Abendland“ beschworen wird, geht die Sonne des Geistes Gottes unter, denn Jesus war ein „Morgenländer“ …

Signale einer verwirrten, von Gottes Geist geistverlassen Sprache sind Sätze wie diese:

„man wird doch noch sagen dürfen …“ Was bitte genau? Bitte nicht!!

„Ich bin, weiß Gott, nicht fremdenfeindlich, aber …“

„Oder ich bin ja nicht islamophob, trotzdem ….“ Alles vor dem „aber“ können Sie vergessen!

Das ist pures Babel. Spaltung.  Diese populistischen, teil naiv übernommenen Sprach“erweiterungen“ sind schon das Gottesgericht. Wer in der bitteren Zeit im Nationalegoismus unseres gegenwärtigen Deutschlandes irgendetwas nostalgisch Christliches erkennt, den hat der Geist verwirrt, der hat vom süßen Wein der „Über-Macht“ getrunken und all das wird untergehen,, muss getauft werden in den Tod und wird bei Gott niemals auferstehen.

Der Geist Gottes aber führt in die Freiheit eines grenzenlosen Zutrauens zu Gott und wir können uns selbst zurücknehmen! Offen werden für den anderen. Gottes Geist überwindet mühelos die Grenzen, die wir sehen und überrascht. Was ist als das Gute der Sprachverwirrung über den islamischen Gebetsruf zu Lauf?

Was bewirkt der Geist?

Uns wird klargemacht, dass Gottes Geist soviel größer ist als unser Glauben, soviel weiter  als unsere Vorstellungen. Wenn wir überzeugte Christen uns nur für einen Moment zurücknehmen und nachdenken – dann werden wir in dem Angebot der Laufer Moschee, gemeinsam in Zeiten von Corona zu beten, Gottes Geist erkennen. Dass Gott uns entgegengekommen ist.

Wunderbar, wie Hans Dieter Hüsch, der Poet unter den Kabarettisten, uns in seinem Pfingstpsalm diese Geisterfahrung vor Augen führt:

Dass wir zuversichtlich sind

Dass wir uns freuen

Dass wir aufrecht gehen ohne Hochmut

Dass wir jedem die Hand reichen ohne Hintergedanken

Und im Namen Gottes Kinder sind

In allen Teilen der Welt

Eins und einig sind

Und Phantasten dem Herrn werden

Von zartem Gemüt

Von fassungsloser Großzügigkeit

Und von leichtem Geist.

Ich, so schließt Hans Dieter Hüsch seinen Pfingstpsalm,

möchte immer Virtuose sein

Was den Heiligen Geist anbetrifft.

So wahr mir Gott helfe.

AMEN

* Michael Welker, Gottes Offenbarung. Christologie, Meukirchen ²2012, 208ff.

** Hans Dieter Hüsch, Uwe Seidel, Ich stehe unter Gottes Schutz. Psalmen für Alletage, 12.Aufl. 2011, 63

Draußen Gottesdienst feiern

Der Himmelfahrtsgottesdienst in St.Jakob hat den Auftakt gemacht: wie die letzten Jahre auch, fand er draußen statt. In Zeiten von Corona werden wir diese Möglichkeit in unserer Gemeinde umso mehr nutzen, ganz besonders auch im schönen Garten von St.Jakob. Mehr Infos zu den Präsenzgottesdiensten finden Sie hier.

Hier ein paar Eindrücke von Himmelfahrt und einem Ständchen vor der Günthersbühler Kirche:

3.5.2020 Jubilate Predigt mit Bildern zu ICH BIN DER WEINSTOCK

Predigt von Pfarrer Jan-Peter Hanstein – Livestream auf youtube aus der Christuskirche auf Kanal C1

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.

Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen;

und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.

Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Bleibt in mir und ich in euch.

Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst,

wenn sie nicht am Weinstock bleibt,

so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Wer in mir bleibt und ich in IHM,

der bringt viel Frucht

denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Lesung Joh 15,1-5

Liebe Gemeinde

Weinstöcke – ich balanciere auf einer Leiter hoch über der Hauptstraße, naja sagen wir Wiesenbronner Straße vor dem Pfarrhaus in Rödelsee. Nach dem Winter sind die beiden am Haus gepflanzten Rebstöcke ausgeschlagen. Ich bin wieder viel zu spät dran. Die jungen grünen Reben mit den angedeuteten Trauben sind schon ineinander verhakt. Ich zupfe ein wenig daran und schnipsle herum.

Da hält das erste Gemeindeglied an: Viel zu wenig Herr Pfarrer, das wird nichts. Hier wachsen sie ja überkreuz und dort sind viel zu viele Reben aus einer Verästelung. Nicht mehr als 2! Besser nur eine. Ich traue mich und schneide wieder was weg. Ich komme mir vor wie Tom Sayer beim Zaunstreichen, soviel halten an und geben Tips. So ist das, wenn ein Pfarrer Winzer spielt. Arbeitender Pfarrer in der Öffentlichkeit.

Am Ende steht ein Winzer auf der Leiter und ein anderer zerrt unbarmherzig die Reben herunter. Ich finde, meine Weinstöcke sehen arg gerupft aus und schaue enttäuscht! Das wird schon, tröstet mich der Winzer. Tatsächlich nach Wochen und Monaten wachsen die Reben. Sie verästeln sich, alles ist grün. Einer hat sie sogar beim Vorbeifahren rasch noch gespritzt biologisch natürlich – „sonst wird das nix“ …  Am Ende ernten wir wunderbare Trauben – weiße und rote.

Ich sehe mich mit meinem Kollegen oben am Schwanberg, im Küchenmeisterbei der Weinleseandacht.

Ökumenische Weinleseandacht 2009 Rödelsee

Hinter uns die Reihen, sorgfältig gepflegt, vor uns die schönste Traube, die noch zu finden war. Wie konnte ich nur die einzige evangelische Kirchengemeinde im Bayern mit Kirchenweinbergen verlassen und nach Biermittelfranken ziehen? Aber nach 10 Jahren erfüllten Dienst hat Gott eben unserer Familie verpflanzt. Da war auch so ein schmerzhafter Schnitt notwendig.

Schaut auf mich, sagt Jesus:

“Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer … Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun” (Joh 15,1 und 5). 

Mein Vater ist der Winzer!

Das ist mir zum ersten Mal bemerke ich diesen Zusatz! Im Original steht das Georgos – der Landarbeiter – hier ist Gott nicht der Besitzer, nicht der Verwalter wie ich in der Winzer-Genossenschaft – er ist „Bearbeiter“ wie man heute sagt. Früher waren das die Knechte und Mägde, die Leibeigenen und die Sklaven. ich denke an die vielen Frauen in Rödelsee, die mit dem Trecker rausgefahren sind und hinten auf dem Korb ein paar Drähte und ihre Scheren hatten und dann Stock für Stock durchgegangen sind. Unkraut gehackt, geschnitten, niederzogn, ausgelaubt – alles Handarbeit. Die Männer sind meist „nur“ durchgerauscht nach Feierabend mit den Spritzgeräten, dem Laubschneidern, den Mulchern und Bodenfräsen.

Mein Vater ist wie so eine Bearbeiterin! Sagt Jesus.

Nicht der Chef, sondern einer der die Arbeit macht. Der jeden Stock kennt mit seinen Krankheiten, seinen Verletzungen und Eigenarten. Der genau weiß, wie er geschnitten werden muss, damit möglichst viel gesunde Trauben trägt. Der gute Rebschnitt entscheidet über die Ernte.

Harte Schnitte liegen hinter uns. Alles mögliche Grünende, schon mit Fruchtansatz der Trauben, ist weggeschnitten worden. Nach den Wochen, in denen unser Leben durch Corona auf das Allernotwendigste beschnitten und worden ist, soll die Entspannung endlich kommen. Ich fühle mich wie Weinstock an meinem Pfarrhaus und hoffe, dass es jetzt genug ist. Was ist mit den Konfirmationen – so kurz waren wir vor dem Ziel? Bis zu den Sommerferien haben wir uns schon abgefunden. Aber dann und darüber hinaus? Wie war das mit „richtiger Urlaub ist nur Urlaub am Meer“?

Wir wissen, das sind Luxusprobleme – viele Menschen bei uns sind in Kurzarbeit und verlieren ein Drittel ihres Einkommens, Kinder können nicht zur Schule gehen, ältere Menschen sind isoliert und einsam – wer mag da überhaupt noch daran denken, entspannt Urlaub zu machen – in Italien?

Ich denke an meine wackeren Winzerfamilien in Rödelsee, denen die Weinfeste und Hochzeiten abgesagt sind? Ich weiß: der Wein wächst einfach weiter. Wein ist wie Unkraut sagten die Winzer … Die Natur kämpft mehr mit der Dürre als mit dem Corona-Virus. Und der gte gekelterte Wein hält sich kühl im Keller aus guten Zeiten. Getrunken wird immer.

Wir haben ja eher so den modernen Weinbau vor Augen. Bei der „Traube Nr.1“ gibt es nur eine Traube pro Rebe. Ich werde immer von den Erinnerungen davon getragen. Deshalb zurück zu Jesus … Aus Bildern kennen wir den antiken Weinbau anders:

antiker Weinbau

Seht ihr? So ein antiker Weingarten war recht unübersichtlich … eher so, wie ich die Weinstöcke vor dem Pfarrhaus geschnitten habe… da durfte viel stehenbleiben. Und doch – Da hat man die Weinstöcke uralt werden lassen. Tief waren sie verwurzelt. Sie hatten immer Wasser, auch wenn die jungen längst eingegangen sind in der Hitze. Land waren die Reben, die Weingärten sah eher aus wie Weinlauben und sie brauchten auch mehr Blätter gegen die unbarmherzige Sonne als Schutz.

Jesus schildert Gott beim Verschneiden der Reben. Wein veredeln, das ist eine Kunst für sich. Gott braucht Erfahrung, um die richtigen Zweige zu verschneiden und die anderen nicht zu beschädigen. Paulus wird im Römerbrief vom Aufpfropfen schreiben. Aber hier ist Gott beim Beschneiden und sorgt dafür, dass die Zweige am Stamm bleiben damit die Trauben saftig und aromatisch werden.
Gott sucht aus, welche Zweige bleiben und welche nicht.

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.

Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen;

und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.

Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Das ist die erste Lehre für mich: Vater ist Bearbeiter

Wenn wir das Ich-bin-Wort genau lesen, kann es bedeuten: Nicht wir müssen uns mühen, am Stamm und bei Jesus zu bleiben, sondern Gott selbst kümmert sich darum. Er entscheidet. Wir müssen uns nicht um die Verbindung zum Stamm sorgen oder dafür, dass wir genügend Weintrauben hervorbringen. Sondern das passiert ganz automatisch. Gott hat schon gearbeitet und wir bringen auf jeden Fall saftige Früchte.

Christus sagt: Ich bin der wahre Weinstock.

Der Weinstock vermittelt und trägt: er holt die Nähstoffe und das Wasser aus dem Boden, gibt den Geschmack auf lange Zeit. Wie gesagt: Selbst wenn eine große Dürre wie gerade ist: der alte Weinstock hat tiefe Wurzeln und findet das Wasser im Berg. Das ist der nachteil, wenn man alle 20-30 Jahre die Weinstöcke mit Baggern rausreißt und durch junge ersetzt. Im Klimawandel heißt das Gießen, gießen gießen … Früher wurden die Weinstöcke uralt!

So ist das Christentum vom Wesen her RADIKAL, von Radix, Wurzel herkommend. In Verbindung bleiben mit der Wurzel, die dich trägt. Die sollten wir auch nicht einfach rausreißen – die Tradition trägt. Auch die alten Lieder, über die manche Jugendliche die Nase rümpfen. Diese Lieder bleiben und tragen. Ihr werdet es sehen. „In dir ist Freude in allem Leide. O du süßer Jesus Christ!“ Sollen wir das wirklich entsorgen? Alle 10 Jahre neue Gesangbücher schreiben? Von unten her aufgebaut, sind wir die Reben oben, die Blätter bilden und Frucht bringen. Jesus ist nicht oben und regiert das Ganze, sondern steht unten und trägt alles und nährt.

Ich weiß, manche sähen das Christentum lieber als Baum. So wie an unserem schönen Salvatorfriedhof Aber Jesus sagt ausdrücklich: Weinstock nicht Baum. Ich glaube mit Absicht! Bei einem Baum gibt es viel mehr Verästelungen. Selbst bei einem sparsam geschnittenen Apfelbaum!

Hierarchischer Organisationsbaum …

Stamm – große Äste – kleine Äste – Zweige – usw. Ein Baum ist wie eine komplizierte Hierarchie mit vielen Organisationsebenen. Der Weinstock ist dagegen ganz simple. Stock-Rebe-Frucht. Ganz einfach.  

Missverständnis: Christus als Baum. Menschen als Äste, die sich dazwischen schieben. Das ist manchmal eher traurig. Das können ganz tolle Männer sein – aber sie bilden Abteilungen, Einteilungen, Konfessionen, wer gehört zu wem? Lutherisch-calvinistisch-zwinglianisch- wie auch immer – auch heute hören manche mehr auf ihren Pfarrer oder Pfarrerin als auf Christus und das Evangelium.

Selbst wenn das als Weinstock abgebildet ist, wie bei meinem nächsten Bild –

1501_Holbein_d.Ä._Frankfurter_Dominikaneraltar_anagoria WEINSTOCK Wikipedia

diese Männer aus denen die Reben kommen, sind nicht Christus. Aber ihr gehört zu Christus. Das ist ganz einfach. Wie die Rebe wie am Weinstock. Ganz direkt. Das war Jesus wichtig. Keine Verzweigungen und Einteilungen: das meinte ich auch in der Zeitung zu den neuen Liveopttesdiensten. Uns evangelischen ist die direkte Verbindung  zu Jesus wichtig. Alles darf unterstützen, aber sich nichts dazwischen schieben! Gemeinschaft ist schön, aber wichtiger ist diese unmittelbare Verbindung, dann kommt das Frucht bringen von ganz allein.

Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben, sagt Jesus – zu seinen  Jüngern.

Wer in mir bleibt – und ich in ihm – der bringt viel Frucht!

IN CHRISTUS.

Die Rede, das Bild von Jesus als Weinstock, dem Schöpfer als Winzer und den Glaubenden als Reben, dieses Bild weist über das Schöpfungswunder und auch über den Weinzauber von Kana weit hinaus. Die natürliche Fruchtbarkeit und die Beschaffung von Wein sind nicht länger die alleinige Aussage. Jesus sagt das als Abschiedsrede. Vor dem größten Einschnitt: Seinem Tod am Kreuz. Aber ihr – ihr bleibt in mir sagt er!

Der Weinstock – im Winter sieht er aus wie tot! An viele Kreuze erinnerten mich die kahlen Stöcke mit den 2 Abzweigungen.

Aber die Reben sind in dem Weinstock aufgehoben. Er hat alle Kraft in sich, in seinen Wurzeln. Seiht er aus wie tot – im Frühjahr wird er neue Reben treiben. Wie ein Wunder ist das. Neue Generationen. Aber der Weinstock bleibt. Ohne mich könnt ihr nichts tun!

Jetzt geht es um das Leben in der göttlichen Liebe, wie Joh 15 deutlich macht.

Ihr seid fruchtbare Reben “durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe”. Das Bild von den Reben am Weinstock, die reiche Frucht bringen, wenn sie in Christus bleiben und er in ihnen, wird mit der Aufforderung verbunden: “Bleibt in meiner Liebe!” Die Verwandlung von Wasser in Wein durch Weinstock, Reben und Winzer wird zum Sinnbild für eine wichtigere, weiterreichende Verwandlung.

Ich in Jesus – Jesus in mir. Ich glaube, dass ihr an dieser Verwandlung teilhabt, als Glaubende, als Liebende. Das ist mehr als Mystik. Wir können uns das „In Christus sein“ wirklich räumlich vorstellen. Wie der Schutzmantel-Christus auf dem Schwanberg die seinen in seinen Mantel hineinnimmt. Und wenn die reben auch abfallen und abgeschnitten werden im Herbst und der Weinstock lange Zeit aussieht wie tot – in ihm sist die Kraft wieder auszuschlagen und Reben zu treiben und Früchte zu bringen. Jedes Jahr aufs Neue!

So werden wir hineingenommen durch sein Wort „Ich bin der wahre Weinstock“ , so haben wir Anteil an der Quelle der ewigen Erneuerung. Ich bin der Weinstock – ihr seid die Reben – das heißt:

“wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten …”

Wir sind einen weiten Bogen gegangen: 1. von dem Schmerz der Schnitte und Abschiede über 2.  die direkte Verbindung zu Jesus im Glauben  zu dem 3. neuen Leben in Christus!

Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Römer 8:38-39 

AMEN